„Der Geschichtenbäcker“ ist der neue Roman von Carsten Henn. Der Autor hat mich bereits mit „Der Buchspazierer“ begeistert. Schauen wir mal, ob meine Begeisterung auf das neue Buch überspringt!
Der Schutzumschlag und die Wahl des Titels knüpfen direkt an das Vorgänger-Buch an. Auch die Ausstattung mit dem Lesebändchen ist genauso ansprechend wie beim Buch zuvor. Das sind auf jeden Fall gute Voraussetzungen!
Der Geschichtenbäcker – Buch und Inhalt
Gleich zu Beginn freute ich mich über die Idee des Autors, zwei aus dem „Buchspazierer“ bekannte Personen in Erscheinung treten zu lassen. Die neue Geschichte nimmt ihren Anfang nämlich in der gleichen Stadt an einem zentralen Ort, den wir schon aus dem „Buchspazierer“ kennen. Mehr will ich hier aber nicht verraten.
Es geht um Sofie, ihr Leben und ihre Liebe. Sofie muss ihre Karriere als angesehene Ballett-Tänzerin aufgeben. Und das bedeutet für sie, dass alles, was ihr Leben bisher ausmachte, keinen Bestand mehr hat. Sie versinkt in Traurigkeit. Das belastet ihre Ehe immer mehr, so sehr sich ihr Mann auch um sie bemüht. Doch das Leben muss irgendwie weiter gehen.
Als die Agentur für Arbeit sie in die örtliche Bäckerei vermittelt, will Sofie eigentlich nach ein paar „Pflicht“-Tagen wieder gehen. Doch der Bäcker ist ein ganz besonderer, etwas kauziger Typ Mensch. Für ihn ist das ganze Leben wie Brotbacken. Und Brot zu backen ist eine Kunst, die er Sofie vermitteln möchte. Ob es ihm gelingen wird, Sofie die Liebe zum Backen näher zu bringen?
Es gibt noch viele Nebenstränge und Personen, die eine wichtige Rolle spielen. Eine junge, hübsche Nachbarin, die Sofies Mann anhimmelt. Dann Sofies Schwester und deren kleine Tochter, die entschieden hat, dass sie ab sofort die Jungfrau Maria sein will. Ein alter Dackel, der am liebsten am warmen Backofen schläft. Eine missmutige, ältere Bäckerei-Fachverkäuferin, die die Kunden anraunzt. Und bestimmt habe ich noch einige vergessen, die es verdient hätten, erwähnt zu werden.
Meine Meinung und Fazit
Wie schon im „Buchspazierer“, stecken auch im „Geschichtenbäcker“ viele liebenswerte Details. Es geht um die Liebe, um das (erneute) Sich-Verlieben, um die Möglichkeit, sich neu zu (er)finden, um Trauer und Verzweiflung, um verlorene Lebensträume.
Leider hat mich diese Geschichte nicht so bewegt und mitgerissen, wie es der Buchspazierer geschafft hat. Nun mag es daran liegen, dass mir der Beruf des Buchhändlers näher liegt als das Tanzen und Backen.
Was ich mir nach der Auftakt-Szene auf dem Marktplatz gewünscht hätte: Dass noch viel mehr Bezüge zum Buchspazierer in der neuen Geschichte auftauchen. Dass die Bäckerei vielleicht genau die am Rande erwähnte Bäckerei aus dem Buchspazierer gewesen wäre. Und dass das besondere Gebäck, dessen Duft dem Buchspazierer in die Nase steigt, auch hier eine Rolle spielt. Dass viele weitere Charaktere aus dem Buchspazierer den Weg in den „Geschichtenbäcker“ gefunden hätten. Sei es als Kunden der Bäckerei oder als Randfiguren.
Was wäre es für ein Buch geworden, wenn die Geschehnisse aus dem Buchspazierer hier – aus einer anderen Perspektive betrachtet – wieder mit eingeflossen wären? Ein Wechsel des Blickwinkels – was im einen Buch der Haupt-Erzählstrang war, würde hier zu einer Randnotiz. Aber für den Leser, der beide Perspektiven nacheinander erlebt – was für ein Genuss hätte das werden können! So kommt es im „Geschichtenbäcker“ aber nicht.
Trotzdem ist das Buch gelungen. Es hat nicht ganz meine Erwartungen erfüllt. Das ist aber nicht dem Buch anzukreiden, sondern meiner Erwartungshaltung.
Mein Tipp: Wenn du den „Buchspazierer“ noch nicht kennst, lies dieses Buch zuerst (oder genieß das Hörbuch). Denn nur mit dieser Geschichte im Hinterkopf, wird dir zu Beginn im „Geschichtenbäcker“ ein kleiner, besonderer Moment geschenkt!
Bibliographische Angaben und Bestellmöglichkeit
Carsten Henn, Der Geschichtenbäcker
Piper Verlag, Hardcover mit Schutzumschlag, 256 Seiten
ISBN 978-3-492-07134-5, Preis: 15 Euro [D]
Hier online bestellbar. Oder auch direkt beim Piper Verlag erhältlich.
