Das Leben ist keine Reise

Das Leben ist keine Reise – so lautet der Untertitel des Buchs „Der Junge, der auf einem Esel ritt“ von Nestor T. Kolee. Und doch erzählt der Autor auf poetische Art und Weise von einer Reise. Von der Suche nach dem Sinn des Lebens und von der oft verwirrenden Suche nach den eigenen Träumen.

Nestor T. Kolee: Der Junge, der auf einem Esel ritt - Das Leben ist keine Reise
Nestor T. Kolee: Der Junge, der auf einem Esel ritt

Das Buch ist in diesem Monat bei dtv als Hardcover-Geschenkausgabe mit vierfarbigen Illustrationen erschienen. Kommen wir also zum Inhalt.

Das Buch, die Geschichte und das Leben

Alles beginnt mit der Geschichte von einem Jungen, der auf einem Esel reitet. Zunächst ist er der Anführer einer kleinen Esel-Kolonne mit mehreren Kindern. Sein Esel ist der Leit-Esel und gibt Weg und Tempo vor. Doch das ändert sich irgendwann. Wir erfahren, wie der Junge und die anderen Kinder darauf reagieren. Und wir erfahren, wie sie reagieren, als sich das Blatt wendet.

So beginnt das Buch, bevor die Geschichte von Tom beginnt. Nach dem Tod seines Vaters bricht für Tom eine Welt zusammen. Er stellt sein bisheriges Leben infrage, verliert den Halt. Darum begibt er sich auf eine Reise, um wieder zu sich zu finden. Seine ziellose Reise führt  ihn in Gegenden, die er als Kind mit seinem Vater besucht hat.

Auf dem Beifahrersitz neben ihm liegt die Schachtel mit Kostbarkeiten, die Teil seines Erbes sind. Unter anderem ein Glücksbringer: Ein grüner, schimmernder Stein, von dem er nicht weiß, ob es nur eine Glasscherbe oder doch ein Edelstein ist. Das wollte ihn sein Vater immer Glauben machen – und, dass der Stein ihn beschützt.

Das Leben, die Träume und ihre (Be-)Deutungen

Als er ziellos umherfährt, kommt er nach Nepanthé. An diesem merkwürdigen Ort fallen für einige Zeit seine Sorgen von ihm ab. Er träumt das erste Mal seit langer Zeit wieder etwas. Aber es ist ein verwirrender Traum, den er nicht versteht. Und so befragt er einen Traumdeuter, der in den nahen Bergen lebt. Damit beginnt für ihn ein neuer Weg, voller Irrungen und Wirrungen. Er gewinnt Erkenntnisse, die sein Leben verändern. Aber nicht alle Träume und scheinbaren Erkenntnisse führen ihn auf den richtigen Weg. Schlussendlich sind es dennoch manchmal die Irrwege und Umwege, die uns ans Ziel bringen können, wenn wir nicht aufgeben.

In der Erzählung wird die Geschichte vom Jungen und seinem Esel immer wieder aufgegriffen. Sie bekommt immer mehr Bedeutung für den reisenden und suchenden Tom. Er glaubt irgendwann, sein Glück und die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Doch es kommt anders. Er lernt, zu vertrauen, wird aber enttäuscht. Nach einiger Zeit muss er erkennen, dass sein Weg noch nicht zu Ende ist. Wir wechseln immer wieder zwischen seinen Träumen und seiner Reise hin und her. Und wir rätseln mit: Was wollen ihm seine Träume sagen? Am Ende des Buches schließt sich der Kreis.

Meine Meinung und Fazit

In der Geschichte fand ich einige Gedanken und Geschichten durchaus anregend und nachdenkenswert. Aber einiges erschien mir auch ein wenig „esoterisch“ und zu verschlüsselt in seiner Bildsprache. So war ich nicht durchwegs gefesselt und angesprochen von diesem Buch. Auch die Illustrationen trafen nicht in jedem Fall meinen Geschmack. Bei der Cover-Gestaltung hätte ich es schöner gefunden, wenn nicht nur der Titel erhaben foliert wäre, sondern auch das Bild vom Jungen mit dem Esel. Schließlich hat er eine zentrale Bedeutung. Aber das ist ja zum Glück rein persönliches Empfinden – vielleicht gefällt es anderen Leserinnen und Lesern umso besser.

Einige der Weisheiten, die in die Geschichte eingeflossen sind, erinnerten mich an buddhistische Lehren. So zum Beispiel die Erkenntnis, dass du die Gedanken an dir vorbeiziehen lassen musst, um im Hier und Jetzt zu sein. Ganz ähnlich wie im Buch von Björn Natthiko Lindeblad, der uns sagt: Glaube nicht alles, was du denkst. Dunkle Gedanken können dich förmlich auffressen. Vertrau dem Leben, deinem Herzen und deinen Träumen. Aber lass dich von den Träumen nicht in die Irre führen. Lebe nicht die Träume anderer, sonst wirst du unglücklich. Aber einfach ist es nicht, zu erkennen, was unser wahrer Lebenstraum ist.

Treffend ist das Bild des Gedankenspiegels, der im Buch in Toms Träumen vorkommt. Denn unsere Gedanken sind Spiegel der Welt um uns herum. Aber es sind eben Spiegelungen, die verzerrt und seitenverkehrt sein können. Und so können diese Bilder sehr trügerisch sein und uns den falschen Weg weisen.

Mein Fazit: Am Ende der Geschichte angekommen, war es eine zeitweise schöne Gedankenreise. Manches war für mich zu verschwommen, zu „mystisch“ erzählt, als dass es mich angesprochen hätte. Insgesamt aber ein durchaus lesenswertes Buch!

Bibliographische Angaben und Bestellmöglichkeit

Nestor T. Kolee: Der Junge, der auf einem Esel ritt – Das Leben ist keine Reise, dtv Hardcover-Geschenkausgabe, Fadenheftung, vierfarbig illustriert, 220 Seiten, ISBN 978-3-423-28302-1, Preis: 14 Euro [D]

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