Matt Haig: Wie man die Zeit anhält

Matt Haig werden viele Leserinnen und Leser bereits durch seinen Bestseller „Ich und die Menschen“ kennen. In diesem Buch versuchte Haig laut eigener Aussage „unser kleines, aber wunderbares menschliches Leben in den Kontext des Universums zu stellen“.

Im April 2018 ist sein neuester Roman in deutscher Übersetzung erschienen, in dem er sich der Perspektive der Zeit widmet: „Wie man die Zeit anhält“ lautet der Titel.

Matt Haig, Wie man die Zeit anhält
Matt Haig, Wie man die Zeit anhält

Das Buch und sein Inhalt

Der Ich-Erzähler dieses Romans heißt Tom Hazard und kommt am dritten März 1581 zur Welt. In diversen Vor- und Rückblenden erfahren wir immer mehr über sein Leben und seine Besonderheit: Er altert sehr, sehr langsam und lebt bereits über 400 Jahre. Dabei sieht er allerdings aus, als sei er gerade 40 geworden.

Gegen die meisten Krankheiten ist er immun, so dass er die im Laufe seines Lebens grassierenden Seuchen und Epidemien überlebt. Und auch Verletzungen heilen schneller als bei „Normalsterblichen“, so dass er die Jahrhunderte physisch relativ unbeschadet übersteht.

Doch was manch einem wie ein Segen erscheinen mag, ist zugleich auch eine schwere Bürde. Denn all die Menschen, die er liebt, die ihm wichtig sind, altern viel schneller und sterben weit vor ihm. Und sein langsames Altern erweckt in vielen Menschen Misstrauen und Angst.

So kommt im Mittelalter schnell der Verdacht der Hexerei auf, mit katastrophalen Folgen für ihn und seine Familie. In späteren Zeiten ist es die Wissenschaft, die ihr Augenmerk auf seine Besonderheit zu lenken scheint und Versuchskaninchen für ihre Forschungsarbeit sucht.

Doch Tom ist nicht allein mit seiner Besonderheit. Eine Gruppierung mit dem Namen „Albatros Gesellschaft“ nimmt Kontakt zu ihm auf und hilft ihm, unerkannt unter den Menschen zu leben. Alle acht Jahre muss er dafür allerdings seine Identität wechseln und spezielle Aufträge übernehmen. Die erste und wichtigste Regel dieser Gesellschaft lautet: „Du darfst nicht lieben!

Sich an diese Regel zu halten fällt Tom zunächst leicht, hat er doch die erste und einzige große Liebe unter tragischen Umständen verloren, wobei er sich und seiner Besonderheit die Schuld dafür gibt. So versucht er seine Schuldgefühle und Trauer mit Alkohol, Musik und dem Sich-Treiben-Lassen zu betäuben.

Doch als er schließlich in seine alte Heimatstadt London zurückkehrt, wo er als Geschichtslehrer die nächsten acht Jahre verbringen will, werden nicht nur viele schmerzhafte Erinnerungen wach. Hier trifft er auch auf Camille – und plötzlich verändert sich für ihn alles … Die Frage ist: Kann Liebe die Zeit besiegen?

Mein Eindruck

Matt Haig gelingt es wunderbar, seinen Erzählfaden durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu spinnen. Trotz der vielen Zeitebenen quer durch die Jahrhunderte, zwischen denen im Roman hin und her gesprungen wird, verliere ich als Leser nie die Perspektive. Der Spannungsbogen bleibt wunderbar erhalten.

Die „Albatros Gesellschaft“ als Geheimbund, der den langsam Alternden hilfreich zur Seite zu stehen scheint, dann aber auch viele dunkle Seiten offenbart, ist ein spannendes Gegengewicht zu den ängstlich-aggressiven „Eintagsfliegen“, wie die „Albas“ die „normalen“ Menschen abschätzig nennen.

Doch durch all die Jahrhunderte bleibt ein bestimmendes Thema: die Liebe. Ob die Liebe des Sohns zu seiner Mutter, ob als Liebe des Mannes zu seiner Frau, ob als väterliche Liebe zu seiner Tochter, die er verlassen muss und ein Leben lang sucht, oder als Liebe zu seinem uralten guten Freund Omai.

Am Schluss steht Tom vor der Frage, ob er den Rest seines Lebens auf der Flucht verbringen soll oder ob er die Angst vor Verlust und Entdeckung überwinden kann, um ein (vielleicht) glückliches, langes Leben an der Seite der Menschen zu führen, die ihm etwas bedeuten.

Mein Fazit

Ein Buch das Freude macht: Idee, Umsetzung und Ausstattung des Buchs sind stimmig und machen das Lesen zum Genuss. Darum eine ganz klare Lese-Empfehlung meinerseits!

Bibliographische Angaben und Bestellmöglichkeit

Matt Haig, Wie man die Zeit anhält
dtv-Verlagsgesellschaft, fester Einband mit Lesebändchen
384 Seiten, ISBN 978-3-423-28167-6, Preis: 20 Euro [DE]
Deutsche Erstausgabe, Erscheinungstermin: 20. April 2018

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